Bild: © AboutLife – stock.adobe.com Mangelnde Attraktivität der versicherungsförmigen bAV Die Annahmequoten bei Arbeitgeber-Angeboten für eine betriebliche Altersvorsorge sind seit jeher gering. Eine neue WTW-Studie bestätigt nun die mangelnde Akzeptanz in den Belegschaften. Zeit, einmal hinter die Kulissen zu schauen. Ein Kommentar von Manfred Baier, Vorstandsvorsitzender, Bundesverband pauschaldotierte Unterstützungskasse e. V. Dieses Umfrage-Ergebnis zur Lage der Entgeltumwandlung für die versicherungsförmige betriebliche Altersvorsorge (bAV) dürfte die Unternehmen kaum überrascht haben und noch viel weniger ihre Anbieter, die Versicherer: Nur in vier von zehn Unternehmen nutzt mehr als die Hälfte der Mitarbeitenden das Angebot ihrer Arbeitgeber (AG). Das zeigt eine neue Studie des internationalen Beratungsunternehmens Willis Towers Watson (WTW), der expertenReport berichtete. Die Studie hält fest, dass sich zuletzt während der multiplen Krisensituation die Arbeitnehmenden (AN) bei ihrem Sparverhalten in Zurückhaltung übten. Das ist sicher korrekt, trifft aber auf die allermeisten Finanzprodukte zu. Und die Zurückhaltung bei der Umwandlung war auch schon lange vor den Krisen festzustellen, als die Menschen noch viel stärker zum Sparen neigten. Die WTW-Studie macht zu Recht einen noch anderen Aspekt aus: Die AG würden zwar in großer Zahl ein bAV-Modell vorhalten, dies aber zu wenig kommunizieren. Wenn der Versicherungsvertrieb gleichzeitig mit Einsparungen bei Steuern und Sozialabgaben sowie mit Mitarbeitergewinnung am hart umkämpften Arbeitsplatz argumentiert, warum bewerben die AG damit ihr bAV-Angebot trotzdem nicht viel stärker? 30 07-23 | expertenReport
BETRIEBLICHE VORSORGE Die versicherungsförmige bAV ist kein Vorteil im Wettbewerb am Arbeitsmarkt Ist es, weil diese Argumente selbst die AG nicht recht überzeugen? Angeblich können 90 Prozent der befragten Unternehmen eine versicherungsförmige bAV anbieten, sie tun es aber kaum. Denn die 90 Prozent drücken auch aus, dass man sich damit als AG eben nicht von Wettbewerbern am Arbeitsmarkt abgrenzen kann. Und die finanziellen Anreize für die AG sind ebenfalls recht überschaubar. Und auch das Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG) hat da nicht viel helfen können, vor allem nicht im Mittelstand. Denn es hat mit der Tarifbindung einen entscheidenden Geburtsfehler. Welcher noch so fürsorgliche Unternehmer im Mittelstand stellt sich ohne Not unter den verlängerten Arm einer Gewerkschaft? Bislang keiner. Hohe Durchdringung und hohe Arbeitgeberzulagen in versicherungsfreien bAV-Durchführungswegen Da lohnt doch mal ein Seitenblick auf versicherungsfreie bAV-Durchführungswege, wo die Durchdringungsquoten mit rund 90 Prozent etwa doppelt so hoch sind – Traumwerte »Angeblich können 90 Prozent der befragten Unternehmen eine bAV anbieten, sie tun es aber kaum. Denn die 90 Prozent drücken auch aus, dass man sich damit als AG eben nicht von Wettbewerbern am Arbeitsmarkt abgrenzen kann.« für bAV-Berater. Dort werden die bAV-Beiträge in der Regel im Unternehmen selbst angelegt und so zur Innenfinanzierung oder zur Ablösung teurer Kredite genutzt. Manche legen Kapital auch direkt an. Zudem genießen diese internen Versorgungswerke (gemeinhin in Form einer pauschaldotierten Unterstützungskasse konzipiert) als soziale Einrichtungen mancherlei steuerliche Vorzüge. Hier sind also die Anreize besonders hoch, die Unterstützungskasse im Unternehmen zu bewerben. So hoch, dass die Unternehmen statt der in der versicherungsförmigen bAV üblichen gesetzlichen Mindestzulage von 15 Prozent freiwillig in aller Regel 30 oder 50 Prozent hinzugeben, oft sind es sogar 100 Prozent. Auch das lässt die Herzen von bAV-Beratern höherschlagen. → Kapitalanlage zu 3,5 % p. a. Anspruch bei 1,5 % p. a. Arbeitgebervorteil Rückkaufswert Versicherung eingezahlte Beiträge Arbeitnehmervorteil Darstellung der Vorteile für Arbeitnehmer und Arbeitgeber der versicherungsfreien bAV-Durchführungswege (grün) im Vergleich zu versicherungsförmigen bAV-Produkten (rot). expertenReport | 07-23 31
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