eR 06/23

Ende des 19. Jahrhunderts soll der deutsche Kaiser Wilhelm II. von der Innovation des hiesigen Konstrukteurs Carl Benz wenig gehalten haben. Seine Majestät war davon überzeugt, dass der Pferdekutsche die Zukunft gehöre, nicht aber dem Automobil. Kein Wunder, dass ihm das Zitat „Ich glaube an das Pferd, das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung“ zugeschrieben wurde. Die „vorübergehende Erscheinung“ entwickelte sich, ebenso wie die Eisenbahn- und Flugzeugtechnik, im letzten Jahrhundert zur Massenmobilisierung und damit insbesondere einem der Erfolgsfaktoren unserer Wirtschaft. Mobil zu sein, reisen zu können – idealerweise mit dem eigenen Auto – war für viele gleichermaßen auch Ausdruck des Wohlstands. Heute, etwas über 130 Jahre später, je nachdem welchem Jahr die Aussage zugerechnet wird, findet die Epoche der fossilen Mobilität ihr Ende. Erneut kündigt sich eine tiefgreifende Veränderung an. Um die definierten Klimaziele in Europa zu erreichen, ist mehr denn je die Innovationskraft der Autoindustrie gefordert. Der Wunsch Vieler, nachhaltiger zu leben, beeinflusst in logischer Konsequenz auch deren Mobilitätsverhalten. Der Boom der Fahrradindustrie hält ungebrochen an und Camper stehen für die kostbarste Zeit des Jahres hoch im Kurs. Genauso wie Individualität rund um Mobilität und Energieeffizienz. Classic Cars wiederum – als Old- und Youngtimer – werden zwar auch gerne in der Freizeit als Hobby genutzt, mehr aber noch als Anlageobjekt angesehen. Zeitgemäße Lösungen und Angebote sind deshalb für die Absicherung dieser ganz unterschiedlichen Fortbewegungsmittel gefragt. Gefragt ist aber auch ein offenes Mindset all derer, die diesen Veränderungsprozess politisch maßgeblich verantworten und sprichwörtlich auf die Straße bringen wollen. Eine eindimensionale Sichtweise oder Ideologie, wie in der Wilhelminischen Zeit kann und darf nicht in eine Sackgasse führen.