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eR 06/21

Können sich alle Bürger*innen gute oder sogar beste Gesundheit leisten? Eine gute Frage. Es kommt darauf an, ist die salomonische Antwort darauf. Überall drücken explodierende Kosten auf das Budget, also wird es für die Versicherten in unserem dualen Gesundheitssystem insgesamt teurer. Der soziale Status und die Art der Krankenversicherung tragen maßgeblich dazu bei, ob die Gesundheitsleistungen aus einer soliden Grundversorgung oder der bestmöglichen Versorgung bestehen. Mittlerweile besteht auch die Gesundheitsvorsorge aus drei Säulen, deren Angebote immer detaillierter werden, um Kundenbedürfnisse zu erfüllen. Insbesondere die privaten Krankenversicherer waren sehr kreativ. In den zurückliegenden Monaten entstand eine Vielzahl an Angeboten für die betriebliche Krankenversicherung. Hier bewerben sich Bausteinkonzepte und Budgettarife um die Gunst der Firmenkunden. Digitale Nomaden sollten ihre Auslandskrankenversicherung unter die Lupe nehmen. Rechtsanwalt Stephan Michaelis betrachtet die Prämienanpassungen aus rechtlicher Sicht. Alles in allem sind auch hier Ausgaben, Kosten und Einsparungen die Triebfedern.

GESTZLICHE

GESTZLICHE KRANKENVERSICHERUNG GKV – Verteilung der Versicherten auf die Kassenarten 07/2020 73,4 Mio. Versicherte insgesamt vdek 38,3 % = 28,1 Mio. IKK 6,9 % = 5,1 Mio. KBS 2,1 % = 1,5 Mio. LKK 0,8 % = 0,6 Mio. BKK 15,0 % = 11,0 Mio. AOK 36,9 % = 27,1 Mio. Die gesetzliche Krankenversicherung ist der älteste Zweig des deutschen Sozialversicherungssystems. 2020 waren von den über 83 Millionen Menschen in Deutschland rund 73 Millionen in 105 gesetzlichen Krankenkassen (GKV) versichert. Quelle: Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) Fast ein Drittel der gesetzlichen Krankenkassen schneidet in puncto Transparenz nicht positiv ab. Kritisiert wird von den Versicherten zum Beispiel die Vorgehensweise beim Antragsprozess. Um beim Thema zu bleiben: Auch die Abläufe bei Anträgen beziehungsweise Kostenübernahmen werden als zu bürokratisch empfunden. Ganz oben auf der Liste der Kritikpunkte steht jedoch keine oder eine zu geringe Kostenerstattung für bestimmte Behandlungen. Geringe Wechselambitionen Trotz einer gewissen Unzufriedenheit wird den Krankenkassen von rund zwei Dritteln der Versicherten bestätigt, ein kompetenter Ansprechpartner in Gesundheitsfragen zu sein. Gut 75 Prozent der Befragungsteilnehmer haben ihre Krankenkasse auch noch nie gewechselt und planen auch keine Veränderung. Tragen sich Versicherte aber mit Wechselgedanken, ist der Grund in der Regel ein zu hoher Zusatzbeitrag. Gute Bonusprogramme sind bei einem Wechsel häufig ausschlaggebend, ebenso wie ein guter Service: Für diesen wählen rund 74 Prozent der Versicherten eine positive Antwortoption. Damit sorgt der Service – nach dem Aspekt Zuverlässigkeit – insgesamt für die zweithöchste Zufriedenheit bei den Befragungsteilnehmern. Die gesetzlich Krankenversicherten ziehen somit ein positives Fazit, das auch dadurch untermauert wird, dass nicht einmal jedes zehnte Kassenmitglied lieber privat versichert wäre, wenn eine Wahlmöglichkeit bestünde. Die beliebtesten Krankenkassen Die SBK Siemens-Betriebskrankenkasse erzielt die höchste Kundenzufriedenheit unter den gesetzlichen Krankenkassen und platziert sich mit dem Qualitätsurteil „gut“ auf Rang eins. Das Unternehmen überzeugte vor allem in puncto Leistungsangebot sowie hinsichtlich der Transparenz, zum Beispiel bei Antragsprozessen. 30 06-21 | expertenReport

1.815 Entwicklung der gesetzlichen Krankenkassen Seit der Einführung des gegliederten Anzahl gesetzlicher Krankenkassen 1.319 1.147 960 420 267 257 242 221 202 Krankenkassensystems in den neuen Bundesländern im Jahr 1991 hat sich die Anzahl der Krankenkassen um etwas mehr als 90 Prozent verringert. Die Ursachen waren kontinuierliche Zusammenschlüsse der Anbieter, die allein nicht überlebensfähig gewesen wären. 169 156 146 134 132 123 118 113 110 109 105 103 1970 1980 1990 1995 2000 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Zum Jahresbeginn 2021 waren in Deutschland 103 organisatorisch und finanziell selbstständige Krankenkassen verzeichnet, die sich nach Kassenart und der Versichertenzahl unterscheiden. Quelle: statista / GKV-Spitzenverband Der Anteil an Ärgernissen fällt mit nur rund 5 Prozent am geringsten aus. Hinzu kommt, dass die SBK mit der zweithöchsten Weiterempfehlungsbereitschaft punkten kann. Die BKK Mobil Oil belegt mit dem Qualitätsurteil: „gut“ den zweiten Rang. Ausschlaggebend sind: ▶ das Leistungsangebot mit einer Top-3-Platzierung ▶ die dritthöchste Weiterempfehlungsbereitschaft ▶ eine niedrige Quote an Ärgernissen Den dritten Rang belegt mit mit einem ebenfalls guten Ergebnis die Techniker Krankenkasse. Positiv beurteilen die Versicherten insbesondere die Zuverlässigkeit, etwa bei der Einhaltung von Leistungszusagen. Beim Service und bezüglich der Transparenz erweist sich die Krankenkasse als führend; den Service bewerten rund 92 Prozent der Befragten positiv. DISQ-Panel ▶ Onlinebefragung mit 2.428 Bewertungen von Verbraucher*innen, die bei einer gesetzlichen Krankenkasse versichert sind. ▶ Im Mittelpunkt standen Service, Leistungsangebot, Zuverlässigkeit, Transparenz, Weiterempfehlungsbereitschaft und Kundenärgernisse, die in das Gesamtergebnis einflossen. ▶ In der Einzelauswertung wurden alle gesetzlichen Krankenversicherer berücksichtigt, zu denen sich mindestens 100 Versicherte geäußert hatten. Dies traf auf 20 Krankenkassen zu. expertenReport | 06-21 31

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