STRATEGIE & PRAXIS Unserer Ansicht nach sind die ersten 30 bis 50 Prozent Umbau für nachhaltiges Wirtschaften in jedem Unternehmen möglich. Dazu muss nicht auf Vorgaben der Regierung gewartet werden. Man kann die nachhaltige Suchmaschine „Ecosia“ konsequent einsetzen und allein durch sein Internet-Suchverhalten die Aufforstung unterstützen, man kann in eine komplett digitale Abwicklung investieren, für Drucker gibt es mittlerweile ökologische Schriftarten (Hinweis: eine davon heißt Ecofont Vera Sans), die dank Mikrolöchern rund 40 Prozent weniger Tinte verbrauchen. Es sind Kleinigkeiten, die jeder Vermittler umsetzen kann – Reportings allein bringen uns erst mal nicht weiter. Sie sehen also die Zukunft der Nachhaltigkeit in der Bündelung von Synergien? Ja, denn Geld kann in Sachen Nachhaltigkeit viel bewegen. Und gebündeltes Geld entsprechend noch viel mehr. Auch wenn der Prozess auf Gegenseitigkeit erst noch im Anlaufen ist. Wir müssen uns aus unserer Komfortzone herausbewegen und mit der Umsetzung der Nachhaltigkeitsmaßnahmen schneller werden. Insofern macht es doch Sinn, sich gegenseitig zu unterstützen. Kooperationspartner sollten gut harmonieren und gemeinsame Anlagegrundsätze verfolgen. Die Quintessenz lautet doch: Ist es für Kunden gut und unter dem Strich auch nachhaltig, sollte man aktiv werden. „Blue Energy“ wurde bereits 2017 aufgelegt. Wenn „Blue“ bei Pangea Life auch eine „Antwort auf Inflation und Niedrigzinspolitik“ darstellt, welche Rendite konnte bislang erwirtschaftet werden? Sicherheit in der Geldanlage ist Anlegern nach wie vor wichtig. „Blue Energy“ investiert ausschließlich in Sachwerte, also Wasserkraft, Windkraft, Sonnenenergie, und erwirtschaftet seitdem über die ganze Laufzeit 8 Prozent nach Fondskosten. Allein 2021 waren es 11,1 Prozent nach Fondskosten, wobei sich diese auf 1,23 Prozent belaufen. Man darf sie aber nicht mit durchschnittlichen Aktien- oder Fondsinvestments gleichsetzen, denn sie haben eine ganz andere Risikoeinordnung. Aktienfonds oder ETFs liegen häufig etwa bei Stufe 6, unsere Fonds haben den Risikoindikator 3 beziehungsweise 2 und sind somit sehr schwankungsarm. Pangaea Life hat den Fonds „Blue Living“ entwickelt. Wie kam es zum Thema Wohnen? Wir haben uns dem Thema über ein Papier von Fridays for Future angenähert. Der zweitgrößte Punkt auf deren Agenda sind Gebäude – und zwar sowohl die energetische Optimierung wie auch die sozialen Faktoren. Nachhaltigkeit hatte in den Bauten der 50er-/60er-Jahre noch keinen großen Stellenwert, deshalb gibt es heute entsprechend viele Wohngebäude, die nach heutigem Standard nicht den energetischen Standards entsprechen und dringend saniert werden müssen. Es gibt doch zahlreiche nachhaltige Fonds. Wieso geben Sie einen eigenen aus? Als wir 2015, damals noch als Projekt, starteten, haben wir über 200 Fonds gescreent und mit der Kundenbrille untersucht. Es gab damals – wie auch heute – in puncto Nachhaltigkeit gut gemanagte Fonds. Der gute Research hat allerdings zur Folge, dass diese Fonds entsprechend teuer sind. Kostengünstiger in ETFs zu investieren, war aber auch keine Alternative. Denn in diesen Portfolios verstecken sich oft auch Riesenkonzerne, die nicht durchwegs mit Nachhaltigkeit verbunden werden können, beispielsweise namhafte Öl- und Nahrungsmittelkonzerne. Pangaea Life will absolut nachvollziehbar sein. Deshalb haben wir mit dem „Blue Energy“ einen Fonds initiiert, der nachhaltig, nachvollziehbar und transparent in erneuerbare Energieanlagen investiert. Jedes einzelne Projekt kann von unseren Kunden mit einer „digitalen Investmentreise“ konkret besucht werden. Dank VR-Brillen muss dafür kein einziger Kilometer gefahren werden. Über 7.000 Reiseteilnehmer haben unsere Anlagen auf diese Weise bereits besucht. Das Zuhause der Menschen ist ein hochsensibles Thema. Wie entsprechen Sie den Wünschen? Mehr Wohnungsbau ist wichtig und der Bedarf daran klar gegeben. Für uns stellte sich im ersten Schritt die Grundsatzfrage: Bestandsimmobilien oder Neubau? Bei Bestandsimmobilien lässt sich eine energetische Sanierung durchaus durchführen – wenn auch sehr kostspielig. Dann ist die Investorenseite zu berücksichtigen. Sanierungen ziehen Mietsteigerungen nach sich. Langjährige Mieter können das oft nicht leisten. Der Spagat zwischen finanzieller Verantwortung gegenüber den Investoren und sozialer Verantwortung gegenüber den Mietern war uns zu groß. Deshalb investiert Pangaea Life in Neubauten, um viele moderne Themen von vorneherein einplanen zu können. Das sind zum Beispiel Homeoffice-Tauglichkeit, Netzwerkstärke oder auch der Energiestandard. KFW 55 ist bei uns Mindeststandard, wobei für unsere Objekte zukünftig eher die LEED-Zertifizierung relevant wird. Hier werden neben Umwelt- und Energiefaktoren auch soziale Faktoren und das Umfeld der Objekte einbezogen. 34 04-22 | expertenReport
Bild: © Talaj – stock.adobe.com »Pangaea Life will absolut transparent und nachvollziehbar sein. Jedes Projekt im ›Blue Energy‹-Fonds kann von unseren Kunden mit einer ›digitalen Investmentreise‹ konkret besucht werden. Dank VR-Brillen muss dafür kein einziger Kilometer gefahren werden.« „Blue Living“ steht nicht nur für einzelne Wohngebäude, sondern entwickelt auch Quartiere. Wie darf man sich das vorstellen? Bei Objektgrößen jenseits von 100 Wohneinheiten geht es um mehr als nur den Wohnraum. Dazu gehört dann auch eine Kita nebenan und eine fußläufige Anbindung an den ÖPNV. Oder eine Ladeinfrastruktur für E-Mobilität, Parkplätze Volumen von 400 Millionen Euro wollen wir in den nächsten drei bis fünf Jahren auf etwa 1 Milliarde Euro anheben. Dafür sourcen wir beständig weitere Projekte für „Blue Living“ und suchen geeignete Grundstücke in den top Metropolregionen Deutschlands – denn hier wird unserer Ansicht nach der Bedarf in der weiteren Zukunft liegen. Eine globale Ausweitung wollen wir aber nicht ausschließen. für Lastenräder und ein Gewerbeanteil für die Nahversorgung. Selbstverständlich ist für die Projekte eine Versorgung mit Ökostrom geplant. Das alles geschieht nicht aus purem Altruismus, sondern unter der Prämisse, dass sich eine gute Infrastruktur auf die Renditeentwicklung einzahlt. Kann Pangaea Life all das allein stemmen? Zur blauen Ökologie gehört auch, das Einzelkämpfertum aufzugeben und sich für Kooperationen zu öffnen. Entsprechend packen wir unsere Projekte als Konsortium an. Netzwerken ist das Gebot der Stunde und wir erleben dafür eine zunehmende Wird über den Zeitraum in „Blue Living“ zu mieten ausschließlich zum Luxus? Nein, der „Pangaea Life Blue Living“ ist kein Fonds für Luxusimmobilien, Offenheit. Wir sind Teil eines Paradigmenwechsels: weg von der beschränkenden Eigenständigkeit hin zur synergetischen Kooperation. die Mietobjekte sind für die Breite der Arbeitneh- merinnen und Arbeitnehmer in Deutschland konzipiert. Wir arbeiten sogar mit preisgedämpftem Wohnraum. Die Untergrenze liegt bei 5 Prozent, aktuell sind es im Durchschnitt aller Projekte 12 Prozent. „Blue Living“ steht dafür, Investoren und soziales Engagement wirtschaftlich und nachhaltig zu verknüpfen. Wie schnell kann denn absolute Nachhaltigkeit erreicht werden? Je nach Konzerngröße dauert die Transformationsphase unterschiedlich lange. Große Konzerne haben zum Teil das Jahr 2050 als Ziel ausgerufen – da ist meines Erachtens Luft nach oben was die Geschwindigkeit angeht. Wir sind froh, dass unsere Mutter die Bayerische als Meilenstein „Blue Living“ ist im Oktober 2021 gestartet. Wie sieht die aktuelle Entwicklung aus? Wie sind die künftigen Planungen? Die Bayerische demokratisiert wie in „Blue Energy“ auch hier die Kapitalanlage und ermöglicht einen Startinvest schon mit 25 Euro. Seit dem Start im Oktober 2021 erreichte der Fonds eine Sechs-Monats-Performance von über 3 Prozent in Deutschland. Unser Ziel ist, eine Rendite zwischen 4 und die Klimaneutralität ab dem Jahr 2027 fest veran- kert hat. Die Bayerische, als Risikoträger der Pangaea Life, richtet ihren Anlageprozess sehr streng nach den UN-Prinzipien aus. Wir arbeiten daran, das komplette Sicherungsvermögen der Bayerischen eher in gut drei und nicht erst in 30 Jahren nachhaltig aufzustellen. Das mag sportlich klingen, kann aber gelingen. Als mittelständisches Unternehmen zu agieren, ist 5 Prozent nach Fondskosten zu erreichen. Das ursprüngliche hier klar von Vorteil. → expertenReport | 04-22 35
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