BEWERTUNG & VERKAUF Praxisbericht 2 Der Verkauf einer Makler-GmbH Ein Beitrag von Dr. Peter Schmidt Bild: © ST22Studio – stock.adobe.com 48 02-21 | expertenReport
Jedes dritte Maklerunternehmen in Deutschland firmiert in einer juristischen Rechtsform. Maklerunternehmen, die in den 1970er- und 1980er-Jahren gegründet wurden, firmieren oftmals noch als GmbH. Danach setzte sich dann die GmbH & Co. KG als häufigere Rechtsform mit ihren speziellen Vorteilen durch, die sich auch auf den Verkauf als Share Deal auswirken. Betrachten wir auch hier einen Praxisfall und gehen auf Möglichkeiten einer optimalen Vorbereitung auf die Nachfolge ein. Makler Udo S. aus Sachsen* ist Mitte 60 und plante eigentlich, noch einige Jahre als Hauptgesellschafter und Geschäftsführer seiner Makler-GmbH & Co. KG zu arbeiten. Beratungsanlass war eine vom Makler gewünschte Wertermittlung zu seinem Unternehmen und seinem Bestand. Er hat einen Kundenstamm von circa 800 Kunden und erzielt daraus einen Umsatz von 125.000 Euro. Die GmbH wurde vor mehr als 25 Jahren damals mit drei Gesellschaftern gegründet. Davon ist ein Gesellschafter bereits ausgeschieden. Vor Jahren hatte Udo S. dessen Anteile bereits gekauft und wurde so zum Hauptgesellschafter. Nun wollten sich der Makler und sein Mitgesellschafter langfristig auf den Verkauf der Gesellschaftsanteile vorbereiten. Analyse der Stärken und Schwächen der Firma und im Bestand Grundsätzlich schauen wir uns auch in dieser Konstellation die Gesamtsituation an. Es erfolgt eine Analyse der Bilanzen der letzten Jahre und ebenso wie beim Einzelmakler eine Bestandsauswertung. Außerdem verwenden wir noch öffentlich zugängige Wirtschaftsauskünfte, da Käufer sich oftmals auch über diesen Weg zum Kaufobjekt einer Firma informieren. Bei Firmen wählen wir die etwas umfassendere Methode der sogenannten „SWOT-Analyse“, um zu einem Status quo der Firma zu kommen. Diese Abkürzung SWOT greift auf die englischen Begriffe Strengths, Weakness, Opportunities und Threats zurück. Deutsch bedeuten diese Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken. Daraus gewinnen wir für den/die GmbH-Inhaber Erkenntnisse, die nicht nur zu einer fairen Bewertung führen. Außerdem werden Potenziale zur Wertsteigerung transparent aufgezeigt. Grundlegende Daten sind wie beim Einzelmakler auch hier das Verhältnis von Bestandscourtagen und Abschlusscourtagen und die Bestandszusammensetzung. Besonderes Augenmerk ist bei einer juristischen Rechtsform des Maklerunternehmens auf die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen, deren Entwicklung in den letzten Jahren sowie auf haftungsrelevante Daten zur Firma zu legen. Dazu ist häufiger eine umfassendere Tiefenprüfung, eine Due Diligence, notwendig. Größere Aufmerksamkeit ist dabei der Kosten- und Ertragssituation, möglichen Belastungen der Firma sowie früheren oder aktuellen Haftungsrisiken zu schenken. Denn bei einem kompletten Verkauf einer Makler-GmbH & Co. KG ebenso wie bei einer GmbH über den sogenannten „Share Deal“ müssen vom Käufer auch diese Besonderheiten und Risiken übernommen werden. Das kann unter Umständen auch dazu führen, dass man einem Käufer besser einen Asset Deal, also nur den Kauf des Bestandes der Maklerfirma, rät. Die Analyseergebnisse aus diesen Auswertungen zeigen die Stärken und Schwächen im Bestand und bei der wirtschaftlichen Verfassung der Firma auf. Dazu gehören die Zusammensetzung des Bestandes nach Sparten, die Vertragsdichte bei den Kunden oder auch die Belastungen aus noch nicht verdienten Courtagen (Stornohaftungssumme). Wichtige Erkenntnisse für die Bestandsbewertung ergeben sich aus dem quantifizierten Verhältnis von wiederkehrenden Bestandscourtagen (BC) und Abschlusscourtagen (AC). → * Anonymisierter Praxisfall expertenReport | 02-21 49
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