BEWERTUNG & VERKAUF Nichts leichter als das: Bestandsbewertung Bild: © ongap – stock.adobe.com 32 02-21 | expertenReport
Da nehme die Maklerin, der Makler ihre/seine geballte Faust vors Gesicht, hebe den Daumen und lasse diesen von links nach rechts springen – und schon ist der Wert des Bestandes festgestellt. Falls sie/er eine Probe möchte, so lasse sie/er ihn von rechts nach links zurückspringen – und siehe da, es kommt das Gleiche heraus, dann muss es ja richtig sein. Nun mag ja der Daumensprung ein albernes Beispiel einer Bestandswertermittlung sein, aber warum wird dieses Verfahren dann so häufig in seinen unterschiedlichen Abwandlungen angewendet? Für die Bestandswertermittlung gibt es kein vorgeschriebenes oder allgemein anerkanntes oder von einer wirtschaftsberufsständischen Organisation – wie zum Beispiel dem IDW, Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland e. V. – empfohlenes Verfahren. So kann jeder, der sich dazu berufen fühlt, nach seinem Gusto einen Wert ermitteln oder schätzen oder „daumspringen“. Zurzeit gibt es eine große Anzahl von Bestandsübergängen. Demzufolge schießen die Nachfolgeberater wie Champignons aus der Pferdekoppel nach einem warmen Regen. Die Beratung wird mit unterschiedlicher Qualität durchgeführt. Darin liegt eine Gefahr für die Maklerin, den Makler, da es sich bei dem Verkauf ihres/seines Bestandes um die EINMALIGE Realisation der oft langjährigen, mühsamen und anstrengenden Tätigkeiten handelt, die auch noch häufig in die Planung der eigenen Altersversorgung aufgenommen ist. Diese Einmaligkeit des „Versilberns“ des Ergebnisses des eigenen Berufslebens als Maklerin oder Makler fordert größte Behutsamkeit. Diese zeigt sich daran, dass man sich Zeit nimmt und eine fundierte betriebswirtschaftliche Unterstützung in der Wertermittlung und eine juristische Bera - tung sucht. Die Wertermittlung: Ein Blick in die Glaskugel? Gern genommen zur Wertermittlung werden Faktoren, die dann so lauten: „Leben mal Faktor X; Kranken mal Faktor Z; Kfz mal Faktor Y ….“ Woher die Faktoren kommen? Weiß keiner so genau. Warum die richtig sein sollen? Weiß keiner so genau. Oft werden dann Vergleiche mit anderen Verkäufen in der Nähe oder Ferne herangezogen. Gibt es diese Vergleiche und sind sie richtig erfasst? Weiß keiner so genau. Prof. Dr. Hans-Wilhelm Zeidler, Geschäftsführer bei Zeidler Consulting GmbH Wissenschaftlich könnte ein Faktorsystem anhand aller oder sehr vieler Bestandsübergänge aufgebaut werden. Gibt es aber nicht. Um eine Größenordnung des Bestandswertes als Näherungswert zu erhalten, können die Grundsätze zur Errichtung der Höhe des Ausgleichsanspruchs in der Welt der Ausschließlichkeitsvermittler herangezogen werden. Es handelt sich um von den Interessenvertretern der Versicherer und der Einfirmenvermittler verabredete Grundsätze. Diese können für einen Schnell-Check gut herangezogen werden. Aber dieser zeigt nicht den tatsächlichen Wert. Hier vorgeschlagen wird ein Verfahren, das zwei unterschiedliche Ansätze zusammenführt. Einmal eine finanzmathematische Berechnung, dann eine individuelle Chancen-Risiken-Analyse. Finanzmathematisch wird der „harte“ Wert ermittelt. Dazu bedarf es einiger Größen, die der Berater mit dem Maklerhaus ermitteln muss. → expertenReport | 02-21 33
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